Es könnte so schön sein: Hügel, Wälder, hier und da ein Bauernhof, eine kleine Stadt in der Ferne. Aber quer durch diese Landschaft zieht sich auch die Außengrenze der EU. Und genau hier, in Bosnien, ist die 15-jährige Nahid gestrandet. 27 ,Push-Backs‘ – Ausweisungen – hat sie schon hinter sich. Oder waren es 28? Die Voicemails ihrer Freundinnen daheim werden allmählich zu einem fernen Echo, die Realität im improvisierten Zeltlager immer unhaltbarer. Aber da ist auch Ferida, die Besonnene, die ihre Wunden aus dem Jugoslawienkrieg noch heute spürt. So verweben sich Erinnerungen, Fluchtgeschichten und Hoffnungen, das reale Hier und die Träume dort. Ein hypnotisch schöner Film, der uns eines klar macht: Aufgeben ist für Nahid keine Option. 
Jan Sebening

Shannets Stimme hallt in der Dunkelheit wider. Sie irrt ziellos umher. Die nächtliche Kulisse einer modernen Stadt ist die Folie, vor der ihre unheimlichen Erinnerungen aufziehen. Erinnerung an sexualisierte Gewalt, an einen sonnigen Tag, an Jamaika – wo tödliche Gewalt gegen LGBTIQA+ noch immer von vielen bejubelt wird. Nach Flucht und Asyl muss sich die schwarze Transgender-Frau in Europa neu erfinden, um zu der zu werden, die sie immer schon war. Ein kurzer Film, der mit eindrucksvoller Bildsprache das Dunkel der Schattenseiten genauso eindringlich zeigt, wie auch die poetischen Momente, in denen wir eine Ahnung davon bekommen, wie für Shannet Zukunft aussehen könnte. Jan Sebening