DIE HELFER UND DIE FRAUEN

Deutschland 2003 – Regie: Karin Jurschick – Co-Regie: Anke Schäfer – Originalfassung: dt./engl./russ./rumän./serbokroat. – Untertitel: Deutsch – Länge: 80 min.

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Mo 10.05. 15.00 Filmmuseum
Mi 12.05. 16.00 Rio

In Bosnien-Herzegowina und im Kosovo hat sich das "Trafficking", die Verschleppung von Frauen und Mädchen in die erzwungene Prostitution, zu einer blühenden Schattenwirtschaft entwickelt. Internationale Truppen und Hilfsorganisationen - KFOR, SFOR sowie zahlreiche Unterorganisationen der Vereinten Nationen - die in der Region sind, um Demokratie und die Einhaltung der Menschenrechte durchzusetzen, gehören zur finanzkräftigen Kundschaft. Die unter UN-Führung operierende Internationale Polizei (IPTF) oder die International Organisation for Migration (IOM) versuchen mit Razzien in Nachtclubs Verschleppte ausfindig zu machen, um so den angeschlagenen Ruf der internationalen Helfer aufzupolieren. Den Prostituierten ist damit wenig gedient. Für sie steht am Ende oft die Abschiebung in ihre Heimat – nach Moldawien, Rumänien oder die Ukraine, wo die Armut auf sie wartet.

Bester Deutscher Dokumentarfilm, Duisburger Filmwoche 2003, Adolf-Grimme Preis 2004

"Die Helfer und die Frauen ist um eine Leerstelle konstruiert. Die Prostituierten bleiben fast bilderlos, ihre Geschichten tauchen als Schriftinserts auf. Diese Ellipse imprägniert den Film gegen Sozialkitsch: Es entzieht die Identifikationsfigur 'Opfer' unserem Blick und lenkt ihn auf eine Struktur. In dieser Struktur sind die verschleppten Frauen stets Objekte: der Händler, der Kunden, der UN-Institution." Stefan Reinecke, taz  

"... ein aufrüttelnder Film, der exemplarisch beschreibt, was sich in vielen Orten jederzeit wiederholen kann und wiederholen wird (aktuelles Beispiel: Kabul). Dabei handelt er nicht nur von der Hilflosigkeit der Opfer, sondern auch von der der Behörden, die zur Vertuschung neigen und kaum einen Ausweg sehen; dem Dilemma, dass mit dem westlich finanzierten Aufbau der Infrastruktur auch die sexuelle Ausbeutung in ihrer schlimmsten Form wie eine Seuche eingeschleppt wird, stehen sie hilflos gegenüber." Hans Messias, filmdienst

"Karin Jurschick hat sich hier eines im mehrfachen Sinne schwierigen Themas angenommen. Aufzuzeigen, wie die Helfer mit den hehren Absichten gegenüber schmutzigen Geschäften die Augen verschließen, erweist sich dabei als eine durchaus undankbare Aufgabe, um nicht zu sagen als eine "Mission impossible". Da nämlich von den betroffenen politischen Organisationen und militärischen Verbänden niemand das Problem zugibt, es im Gegenteil sogar weggeredet wird, hat die Autorin ihren Film als eine zähe, fast kriminalistische Indizienrecherche anlegen müssen. Die gesammelten Aussagen von Tätern und Opfern, von engagierten Frauen, die das Übel bekämpfen, und Militärs wie Politikern, die es leugnen, werden äußerst aufschlussreich gegenübergestellt. Dabei werden die Arroganz der (männlichen) Macht, Verlogenheit und geheuchelte Moral ebenso deutlich wie die Hilflosigkeit, Verzweiflung und Abhängigkeit der (weiblichen) Opfer." (...)

"Jurschick baut im Rahmen ihrer Dokumentation, die Züge sowohl einer staatsanwaltlichen Recherche wie einer soziologische Reflexion hat, eine Argumentationskette auf, die deutlich macht, dass der Frauenhandel ein globales Phänomen, eine parasitäre Begleiterscheinung von Kriegen ist. Einen endgültigen Beweis für diese These kann der Film nicht geben. Klar ist aber, dass hier ein bedeutendes Thema endlich zur Sprache gebracht wird."

(aus der Jurybegründung, Adolf Grimme Preis 2004)

Karin Jurschick, geb. 1959 in Essen. Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität Köln. Mitbegründerin des Internationalen FrauenFilmFestivals Feminale. Seit 1995 freie Hörfunk- und Fernsehautorin, seit 2000 Filmprojekte in eigener Produktion.

Filme: 2000 Danach hätte es schön sein müssen, 2001 Im Spiegel der Bilder. Die Filmemacherin Birgit Hein, 2003 Die Helfer und die Frauen

Autor*in: Karin Jurschick. Kamera: Rainer Komers, Karin Jurschick. Ton: Anke Schäfer, Karin Jurschick. Schnitt: Anke Schäfer, Bettina Böhler. Musik: Karl Atteln. Produktion: Karin Jurschick Filmproduktion. Produzent*in: Karin Jurschick.

Internationales Programm (2002-2009) 2004
Mo 10.05. 15.00 Filmmuseum
Mi 12.05. 16.00 Rio