Die Preisträger.innen des 37. DOK.fest München
Wir freuen uns, Ihnen die Preisträger.innen des 37. DOK.fest München vorzustellen!
- Die Preisträger.innen der Branchenplattform DOK.forum
- Die Preisträger.innen des Jugendfilmwettbewerbs von DOK.education
In den drei Wettbewerbsreihen DOK.international, DOK.deutsch und DOK.horizonte konkurrierten die Filme beim 37. Internationalen Dokumentarfilmfestival München um den VIKTOR – die vom Trägerverein des DOK.fest München gestiftete Preisstatue. Darüber hinaus wurden vierzehn weitere hochkarätige Preise verliehen. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 66.300 Euro vergeben.
VIKTOR DOK.international Main Competition
TRENCHES
Regie: Loup Bureau
Seit Jahren kämpfen im Donbass ukrainische Soldat.innen gegen von Russland unterstützte Separatisten. In eindrucksvollen Bildern dokumentiert Loup Bureau deren Leben.
Aus der Jurybegründung: „Seit Wochen, Monaten, Jahren leben sie verschanzt in ihren Schützengräben. Dorthin hat Loup Bureau sie begleitet. Allein dieser Einsatz ist preiswürdig. Doch TRENCHES ist auch ein wunderschöner Film: Ohne jede Effekthascherei, mit viel Respekt für seine Protagonist.innen und in einem Schwarz-Weiß, das die Zeitlosigkeit von Krieg noch betont, dokumentiert Bureau das Leben in den Schützengräben, das tägliche Schaufeln und Befestigen, aber auch das Kochen, Haareschneiden, Reden. Die Ruhe, die Bureaus Bilder ausstrahlen, ist natürlich eine trügerische, was wir – selbst als Zuschauer.innen – in keiner Sekunde vergessen können. Jederzeit kann wieder ein Angriff erfolgen. Und er erfolgt. Die Dringlichkeit des Films hat sich seit seiner Fertigstellung 2021 ins Unermessliche gesteigert.“
Jury: Wenke Husmann (Redakteurin von ZEIT ONLINE im Ressort Magazine), Thilo Kasper (Teamlead Content-Strategy der ARD Mediathek), Maureen Gueunet (Managerin und Kuratorin)
Gestiftet vom Bayerischen Rundfunk, dotiert mit 10.000 Euro. Nominiert waren Filme, die ein breites inhaltliches und formales Spektrum aufweisen und sich durch ihre hohe künstlerische Qualität auszeichnen.
VIKTOR DOK.deutsch
ZUSAMMENLEBEN
Regie: Thomas Fürhapter
In Wien sind 52 Prozent der Einwohner ausländischer Herkunft, 182 Nationen leben in der Stadt. Auch das erfährt man in den von der Stadt angebotenen Integrationskursen, an denen alle Immigrant.innen freiwillig teilnehmen können. ZUSAMMENLEBEN begleitet diese und blickt sehr genau hin.
Aus der Jurybegründung: „ZUSAMMENLEBEN ist ein präzise komponierter Dokumentarfilm, der Barrieren in einem kulturellen Prozess abbaut. Die Erzählung fokussiert sich nicht nur auf die Protagonist.innen, sondern verbindet die Zuschauer.innen bewusst mit einer tiefgreifenden kulturellen Erfahrung, die Stereotypen dekonstruiert. Mit einer einfachen, aber kraftvollen Filmsprache – ein Schauplatz, mehrere Klassenzimmer, eindringliche Porträts und ein partizipatorischer Ansatz zur Diskussion schwieriger und unbequemer Themen – schlägt der Film eine inklusive Methodik vor, um kulturelle Integration zu ermöglichen.“
Jury: Gesa Marten (Filmeditorin, Beraterin und Professorin für künstlerische Montage), Edima Otuokon (Expertin für Kommunikation, Entwicklung, Politik und Mitbegründerin der Ladima Foundation), Jennifer Stahl (Leiterin des FIRST STEPS Award)
Dotiert mit 5.000 Euro. Nominiert waren Filme, die sich mit Menschen und Themen im deutschsprachigen Raum auseinandersetzen.
VIKTOR DOK.horizonte
NO SIMPLE WAY HOME
Regie: Akuol de Mabior
Regisseurin Akuol de Mabior begibt sich auf die Suche nach ihrer Heimat, dem Südsudan, wo sie noch nie gelebt hat. Ihr Vater John Garang de Mabior gründete 1983 die Sudanesische Volksbefreiungsarmee. Nach über 20 Jahren Freiheitskampf stirbt er 2005 als Vizepräsident des Sudan. Die Mutter Rebecca Nyandeng de Mabior kämpft für das Vermächtnis ihres Mannes.
Aus der Jurybegründung: „Was geschieht, wenn der Krieg einmal vorbei ist? Wie kann man das Land wieder aufbauen? Welche Führungspersönlichkeiten sind dazu fähig? In einer Gegend, die seit Jahrzehnten von Bürgerkriegen heimgesucht wird, sprießen dennoch Hoffnungsblüten. Die Jury war vor allem von der positiven und pragmatischen Art der Protagonistin inspiriert, die sich trotz aller Widrigkeiten ihrer Aufgabe stellt. NO SIMPLE WAY HOME von Akuol de Mabior erzählt in seiner sehr direkten Art die Geschichte um die Führerschaft im Südsudan und zugleich auch eine Familiengeschichte mit einer starken Mutter-Tochter-Beziehung.“
Jury: Sharon Nuni (Gestalterin, Redakteurin und Dramaturgin), Torsten Frehse (Filmkaufmann, Geschäftsführer Neue Visionen Filmverleih GmbH), Victoria Leschtschenko (Programmdirektorin von Docudays UA International Human Rights Documentary Film Festival)
Gestiftet von der Petra-Kelly Stiftung, dotiert mit 5.000 Euro. Nominiert waren Filme, die ihr Augenmerk auf Länder mit instabilen Strukturen richten.
FFF-Förderpreis Dokumentarfilm
HOAMWEH LUNG
Regie: Felix Klee
Wie definiert sich das: Heimat? Was hat Verlust mit Schmerz zu tun? Felix Klee sucht nach Fragmenten eines Gefühls, nach Spuren einer Erinnerung und der tastenden Bewegung, die das Verlorene noch einmal erlebbar macht. Ein Abgesang auf die Vergänglichkeit.
Aus der Jurybegründung: „HOAMWEH LUNG setzt das Gefühl der Nostalgie in Bildern um, tastend, spielerisch. Klee holt Erinnerungen hervor, streng in Schwarz-Weiß, mit Hilfe von alten Fotografien, neueren Filmaufnahmen, durch Montage, Animation und 3D-Mapping. Die Jury hat der Mut beeindruckt, mit dem Klee seine eigene Formsprache kreiert. Dies ist kein Film des verklärenden Weißt-du-noch, vielmehr der Versuch, das Gefühl von Abschied und Verlust mit verschiedenen, in diesem Zusammenhang ungewöhnlichen Stilmitteln zu fassen und in lakonischen Bildern und wenigen Worten festzuhalten.“
Jury: Björn Koll (Filmverleiher), Mandisa Zitha (Festivalleiterin des Encounters South African International Documentary Festival), Philipp Seidel (Leiter der Feuilletonredaktion der Mediengruppe Landshuter Zeitung/Straubinger Tagblatt und Redakteur bei der Abendzeitung)
Gestiftet vom FilmFernsehFonds Bayern, dotiert mit 5.000 Euro, reihenübergreifend vergeben für bayerische Nachwuchsregisseur.innen.
Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts
LIEBE, D-MARK UND TOD
Regie: Cem Kaya
Die türkischen Gastarbeiter.innen brachten ihre Musik mit. Ein großer musikalischer Reichtum entstand komplett unter dem Radar der deutschen Öffentlichkeit, eine Kultur mit eigenen Stars, Labels und Kassettenläden, die heute in der zweiten und dritten Generation angekommen ist. LIEBE, D-MARK UND TOD ist eine Tour de Force durch mehr als ein halbes Jahrhundert deutsch-türkischer Geschichte.
Aus der Jurybegründung: „Ein Film überzeugte die Jury besonders mit seiner beeindruckenden und profund recherchierten Geschichte, in der sich unzählige Menschen weltweit wiedererkennen werden. Ein Film voller Energie und Rhythmus, Reflexion und Emotion gleichermaßen. Dem Filmemacher gelingt es, die Geschichte der türkischen Migration nach Deutschland und ihren Beitrag zu diesem Land über die Musik erfahrbar zu machen und anzuerkennen.“
Jury: Ameer Masoud (Kulturvermittler, Architekt und Künstler), Diana El Jeiroudi (Dokumentarfilmregisseurin), Eva Lautenschlager (Beraterin im Bereich Film, Fernsehen, Hörfunk des Goethe-Instituts)
Gestiftet vom Goethe-Institut, dotiert mit 2.000 Euro, für herausragende deutsche Dokumentarfilme (seit diesem Jahr rotierende Preisvergabe mit München, Leipzig, Duisburg und Kassel).
megaherz Student Award
PUSHING BOUNDARIES
Regie: Lesia Kordonets
Der Film folgt fünf ukrainischen Sportler.innen, die sich auf die Paralympischen Spiele in Rio de Janeiro vorbereiten, als plötzlich Putins Russland die Halbinsel Krim annektiert, auf der sich das neue Trainingszentrum der ukrainischen Mannschaft befindet. Doch die Sportler.innen wollen ihren Traum nicht aufgeben, trainieren an anderen Orten unter widrigsten Bedingungen weiter und versuchen sich trotz allem für die nächsten paralympischen Spiele zu qualifizieren.
Aus der Jurybegründung: „Lesia Kordonets nimmt uns mit viel Mut und ohne Pathos mit auf die Reise des Teams der ukrainischen Paralympioniken. (...) Die Sportler.innen sind Held.innen des Alltags, die plötzlich an sportliche, politische und existentielle Grenzen stoßen und dennoch unermüdlich alles geben, um ihre Ziele zu erreichen. In dem Film wird jede Geschichte unaufdringlich und auf Augenhöhe erzählt. PUSHING BOUNDARIES, das heißt Grenzen verschieben, Grenzen erweitern. Die sensible Montage verschiebt ebenfalls Grenzen und zeigt uns, dass es keine behinderten Menschen gibt – sondern nur Menschen, die behindert werden."
Jury: Camilo Berstecher Barrero (HBKSaar), Sophia Schachtner (HFBK Hamburg), Marie Wald (HFF München)
Gestiftet von der Filmproduktionsgesellschaft megaherz, dotiert mit 3.000 Euro, für den Gewinnerfilm der Reihe Student Award.
Bereits vergebene Preise:
Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis
MEIN GESTOHLENES LAND
Komposition: Carsten Nicolai aka Alva Noto
Regie: Marc Wiese
Seit 2007 wird Ecuador durch wirtschaftliche Knebelverträge ausgebeutet. Paúl macht sich für den Kampf der Dorfbewohner.innen bereit – wenn es sein muss auch bewaffnet. Der Journalist Fernando benutzt seine Waffen der Fakten und legt rund 4000 Verträge offen, die der ehemalige Präsident Rafael Correa mit China abgeschlossen hat.
Aus der Jurybegründung: „Die Musik von Alva Noto verleiht dem Kampf eines Bergdorfes auf subtile Weise eine intensive Kraft, akzentuiert das verstörende Thema des Films feinfühlig und präzise – und bringt uns oft näher heran, als uns lieb ist. Nah, aber nie distanzlos setzt sie aus und hält sich zurück, wenn die Bilder und Aussagen der Protagonisten für sich sprechen. In ihr spiegeln sich die dunklen Schatten wie die aufkeimenden Hoffnungsschimmer des gemeinschaftlichen Widerstandes.“
Jury: Gerd Baumann (Komponist und Musiker), Antje Drinnenberg (Produzentin und Regisseurin), Franziska Reck (Produzentin), Christoph Schauer (Musiker, Songwriter und Produzent), Peter W. Schmitt (Komponist und Dozent)
Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert, ausgezeichnet wird das Team aus Filmemacher.in und Komponist.in. Der Deutsche Dokumentarfilmmusikpreis wird von der Versicherungskammer Kulturstiftung gestiftet und vom Förder- und Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbandes DKV unterstützt.
DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit
CHILDREN OF THE MIST
Regisseurin: Ha Le Diem
Während ihre Eltern die meiste Zeit betrunken sind, wachsen die Töchter der Hmong in Nordvietnam mit Lippenstift, Social Media und der Tradition heran, dass sie irgendwann geraubt werden, von dem Jungen, der sie haben will. Auch wenn Kinderhochzeiten gesetzlich verboten sind: Der kurze Flirt einer Tochter kann ernsthafte Konsequenzen für die Familien haben.
Aus der Jurybegründung: „Mit großer Nähe zu den Protagonistinnen und viel Raum für Zwischentöne gelingt der Regisseurin Diem Ha Le ein künstlerisch herausragender Film von hoher gesellschaftlicher Relevanz: Auch in dieser entlegenen Region der Welt kämpfen Mädchen und Frauen für ihre Rechte, sind zerrissen zwischen Tradition und Selbstbestimmung."
Jury: Sophie von Uslar (Produzentin und Geschäftsführerin von Hager Moss Film), Udo Bremer (Redakteur), Jutta Krug (Redakteurin), Wolfram Kons (Gesamtleiter RTL Charity / Vorstand Stiftung RTL / TV-Journalist), Prof. Michaela Braun (Stv. Vorsitzende des Aufsichtsrats und des Personalausschusses der SOS-Kinderdörfer weltweit), Prof. Dr. jur. Heribert Prantl (Journalist, Publizist, Buchautor und politischer Kommentator), Christine Kehrer (Leiterin TV/Video SOS-Kinderdörfer weltweit)
Der DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit würdigt reihenübergreifend Filme, die in besonderer Weise die Perspektive von Kindern und Jugendlichen sichtbar und erfahrbar machen. Er wird gestiftet von B.O.A Videofilmkunst und ist mit 3.000 Euro dotiert. Beim DOK.fest München 2022 wird der Preis bereits zum neunten Mal verliehen.
DOK.edit Award – presented by Adobe
DAUGHTERS
Regie: Jenifer Malmqvist
Sofia, Hedvig und Maja waren noch Kinder, als ihre Mutter sich entschied, aus dem Leben zu gehen. Über zehn Jahre lang beobachtet und hört Regisseurin Malmqvist ihren Protagonistinnen zu, wie sie trauern, erinnern, ihr Trauma reflektieren und über das Unaussprechbare reden: den Suizid eines Elternteils. Eine einzigartige Langzeitbeobachtung über das Tabuthema.
Aus der Jurybegründung: „Åsa Mossberg und Line Schou ist es gelungen, die verschiedenen Phasen der Verarbeitung dieser schmerzhaften Erfahrung zu einem fließenden Ganzen zu verweben. (...) Der Filmschnitt führt uns mit großem Respekt und Feingefühl an diese traumatischen Erinnerungen heran und nimmt uns für die Dauer des Films mit auf diese Reise, auch wenn der Prozess ein lebenslanger bleiben wird."
Jury: Beatrice Banin (Professorin Lehrstuhl Montage an der Hochschule für Fernsehen und Film München), Georg Michael Fischer (Editor), Ulrike Tortora (Editorin und Dozentin an der HFF München)
Der Preis wird gestiftet von Adobe und ist mit 5.000 Euro dotiert. Als Teil des neuen Programmfokus „Re:arranging Reality“ dreht er sich um die Postproduktion von Dokumentarfilmen und wurde in Kooperation mit dem Unternehmen Adobe entwickelt. Nominiert sind reihenübergreifend Filme mit herausragender Montageleistung.
VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis
1001 NIGHTS APART
Produzent.innen: Sarvnaz Alambeigi (Rabison Art Production), Stefan Tolz und Thomas Riedelsheimer (Filmpunkt GmbH) und Louise Rosen (Louise Rosen Ltd.)
Regisseurin: Sarvnaz Alambeigi
Im Iran ist das Tanzen verboten – einige junge Leute in Teheran versuchen dennoch, es sich heimlich beizubringen. Von der Geschichte des iranischen Tanzes vor der Revolution wissen sie kaum etwas. Sarvnaz Alambeigi entdeckte seltene Filmaufnahmen des damaligen Nationalballetts – wie kann man die alte und die neue Generation des Tanzens zusammenzubringen?
Aus der Jurybegründung: „Bei der Verwirklichung dieses außergewöhnlichen Filmprojektes hat das Produktions-Team großes Engagement, Kreativität und Risikobereitschaft gezeigt. Insbesondere die iranische Regisseurin und Produzentin Sarvnaz Alambeigi von der Produktionsfirma Rabison Art Production ging dabei massiv in Vorleistung: Sie musste nicht nur die Sicherheit der Protagonist.innen und des Teams gewährleisten, sondern auch einen beträchtlichen Teil der Produktionskosten vorfinanzieren."
Jury: Frank Müller (Filmemacher, Prodzent und Editor), Anna Schoeppe (Geschäftsführerin HessenFilm und Medien), Thomas Frickel (Autor, Regisseur und Produzent)
Gestiftet wird der Preis von der VFF Verwertungsgesellschaft der Film und Fernsehproduzenten mbH, er ist mit 7.500 Euro dotiert und einmalig in Deutschland. 2022 wird der Preis beim DOK.fest München zum fünften Mal verliehen.
kinokino Publikumspreis – gestiftet von BR und 3sat
GIRL GANG
Regie: Susanne Regina Meures
Mit dem Preisträger.innen-Film des kinokino Publikumspreises – gestiftet von BR und 3sat präsentieren wir das Film-Highlight unseres Publikums. Nominiert waren alle aktuellen Langfilme des 37. DOK.fest München.
Namensgeber und Medienpartner des Publikumspreises ist kinokino – Das Filmmagazin im Bayerischen Rundfunk | 3sat. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert, gestiftet von BR, 3sat und dem DOK.fest München.