Recap und Preisträger.innen beim DOK.forum 2022

 

Es war interessant, wunderbar und herausfordernd wie immer: Wir stellen Ihnen die Preisträger.innen der DOK.forum Branchenplattform 2022 vor und blicken mit einigen Momentaufnahmen in unserem Recap Clip zurück auf das erste hybride DOK.forum.

 

 


Die Preisträger.innen:

DOK.digital – der Preis für neue Erzählformate

SNEAKERJAGD
Benedikt Dietsch, Lorenz Jeric


DOK.digital – der Preis für neue Erzählformate würdigt Projekte, die mit innovativen Methoden die Strukturen des dokumentarischen Erzählens nachhaltig verändern. Er wird gestiftet von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), ist mit 2.500 Euro dotiert und wurde dieses Jahr zum dritten Mal verliehen. BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege überreichte den Preis an ein Autorenteam des Recherche-Startups „Flip“, Benedikt Dietsch und Lorenz Jeric, für ihre Crossmedia-Reportage SNEAKERJAGD. Das Rechercheteam stattete entsorgte Sneaker von elf Prominenten mit GPS-Trackern aus und folgte deren Weg rund um den Globus. Die datengetriebene, investigative Recherche trägt somit zur Antwort auf eine wichtige Frage bei: Was hat es mit den Nachhaltigkeitsversprechen von Unternehmen auf sich? 

Aus der Jurybegründung: „SNEAKERJAGD zeigt in beeindruckender Weise, wie Journalismus ein Thema ideenreich umsetzen und eine breite Community erreichen kann und bringt ihr das sehr relevante Thema „Fast-Fashion” unterhaltsam näher. Dabei hinterfragen Lorenz Jeric und Benedikt Dietsch grüne Versprechen der Hersteller durch Daten und Informationen, die für jeden zugänglich sind. Genutzt werden dafür verschiedene Kanäle: Print, Film, Podcast, Newsletter und eine interaktive Karte im Web, auf der die Signale der GPS-Tracker in den Schuhen nachverfolgbar sind. Die Autoren zeigen: So kann Journalismus bzw. digitales Storytelling funktionieren und ein aktuelles Thema spannend präsentiert werden.“ 

Fünf nominierte Projekte waren bei einem Live-Pitch gegen­einander angetreten, den das Publikum vor Ort und online verfolgen konnte. Im Anschluss wählte die Jury das Projekt SNEAKERJAGD zum Gewinner. Juror.innen waren Sönke Kirchhof (CEO und Executive Producer, INVR.SPACE), Suli Kurban (Regisseurin, Drehbuchautorin), Matthias Leitner (Autor, Digital Storyteller, Designer), Sylvia Rothe (Professorin für Künstliche Intelligenz, HFF München) und Katharina Schulz (Referentin, BLM). Für das Projekt MEINE WUNDERKAMMERN VR von Susanne Kim und Alexander Herrmann sprach die Jury eine lobende Erwähnung aus. 

BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege: „Investigativ, crossmedial und nachhaltig – das SNEAKERJAGD-Projekt illustriert: Gutes journalistisches Handwerk kann durch eine datengetriebene Recherche nur gewinnen. Die neue Art des Erzählens ist digital!“

 

DOK.talent Award

VON PFLANZEN UND MENSCHEN
Antshi von Moos


Der Pitchwettbewerb DOK.talent Award bietet Studierenden der Partnerhochschulen des DOK.fest München die Gelegenheit, ihre aktuellen Projekte Branchenexpert.innen vorzustellen und wertvolles Feedback zu bekommen. Das überzeugendste Projekt erhält den Preis, der vom Haus des Dokumentarfilms Stuttgart gestiftet wird und mit 2.500 Euro Rechercheförderung dotiert ist. Die zwölfköpfige Jury prämierte in diesem Jahr das Projekt VON PFLANZEN UND MENSCHEN von Regisseurin Antshi von Moos. Das Projekt macht die Kommunikation zwischen Pflanzen in der heutigen von Menschen dominierten Umwelt erfahrbar.

Aus der Jurybegründung: „Der Film von Antshi von Moos zeigt auf wissenschaftlich-künstlerische Weise die tausendfachen Kommunikationswege von Pflanzen und ermuntert uns so zu einem längst überfälligen Perspektivenwechsel. Die Welt sozusagen aus den Augen der Pflanzen zu betrachten, ohne diese dabei zu vermenschlichen, erfordert Mut, Kreativität und auch Esprit. Ein kluger, anspruchsvoller und humorvoller Blick mit intensiven Sound-Welten einer couragierten Regisseurin, die neue Grenzen auslotet.“

Die zwölf Juror.innen waren Antje Boehmert (Produzentin, DOCDAYS Productions GmbH), Dagmar Mielke (Rundfunk Berlin-Brandenburg / ARTE), Saskia Wagner (Förderreferentin Kinodokumentarfilm, FFF Bayern), Tobias Cassau (Koordination ARTE, Subkoordination Kultur und Musik, ZDF / ARTE), Bernd Seidl (Redakteur, SWR), Ralph Wieser (Gründer & Produzent, Mischief Films), Petra Felber (Redaktionsleiterin Dokumentarfilm, BR), Siegfried Steinleichner (Redakteur, ORF, Redaktion Kultur Dokumentarfilm), Sven Wälti (Leitung Film, SRG SSR), Jutta Krug (Redaktion Dokumentarfilm, WDR), Esther van Messel (CEO, First Hand Films) und Jakob Zimmermann (Redakteur, ZDF / Das kleine Fernsehspiel).

 

DOK.composition Award

I DON'T WANT TO BE JUST A MEMORY
Bráulio Bandeira, Kei Watanabe, Sarnt Utamachote, Klaus Salminen

DOK.composition, der Förderpreis für Dokumentarfilm und Komposition, widmet sich der einzigartigen künstlerischen Allianz zwischen Filmemacher.innen und Komponist.innen. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis, gestiftet von Sonoton Music, wird jährlich für das beste musikalische Konzept verliehen. Dieses Jahr geht der DOK.composition Award an Bráulio Bandeira und Kei Watanabe für ihr musikalisches Konzept zum Filmprojekt I DON'T WANT TO BE JUST A MEMORY von Sarnt Utamachote. Darin trauern die Mitglieder der Berliner Queer-Club-Kultur gemeinsam um den plötzlichen Verlust ihrer Freunde. 

Aus der Jurybegründung: „Wir honorieren mit dem DOK.composition Award die Risikobereitschaft, das reflexive Vorgehen an der Grenze des Experimentellen und die Innovationskräfte, die solche Schaffensprozesse hervorbringen können. Die mutige Performance bei den Pitches war sinnlich und poetisch und machte Lust auf mehr." 

Die Jury bildeten Antje Drinnenberg (Filmemacherin und Produzentin), Franziska Reck (Filmproduzentin), Christoph Schauer (Filmkomponist und Musiker), Peter W. Schmitt (Filmkomponist und Musiker) und Gerd Baumann (Filmkomponist, Musiker, Leiter des Studiengangs „Komposition für Film und Medien“ an der Hochschule für Musik und Theater München). 

 

DOK.archive Award

I USED TO BE THE MAYOR
Alexander Sussmann, Karoline Henkel


Der DOK.archive Award ist ein Förderpreis für Kompilationsfilme in Entwicklung. Hochwertige Archivaufnahmen sind für Dokumentarfilme oft von nahezu unschätzbarem Wert – und teuer. Mit dem Preis wollen British Pathé und das DOK.forum Projekte fördern, die mit lizensiertem Material arbeiten. Das Gewinnerprojekt erhält Archivmaterial im Wert von 15.000 Euro oder alternativ 2.500 Euro in bar. In diesem Jahr geht der Preis an I USED TO BE THE MAYOR von Alexander Sussmann (Regie) und Karoline Henkel (Co-Produzentin). Das Projekt porträtiert den ehemaligen Bürgermeister von Budapest Gabor Demszky. Mit wertvollem Archivmaterial entsteht eine umfassendes Erzählung über die spannungsgeladenen antidemokratischen Entwicklungen in Ungarn.

Aus der Jurybegründung: „Fünf Wahlsiege und fünf Scheidungen – das Projekt I USED TO BE THE MAYOR porträtiert eine vielschichtige Persönlichkeit, deren politisches Leben und persönliche Irrungen und Wirrungen ein Licht werfen auf eine der größten Herausforderungen und Themen unserer Zeit: das Verschwinden demokratischer Werte im Angesicht neuer populistischer Autokratien (…) Die Jury war beeindruckt von dieser Story und der Art und Weise, wie das Team mit einer Verbindung von Archivmaterial und Animationen Geschichte auch für ein jüngeres Publikum erlebbar machen will.“

Die Jury bildeten Thomas Beyer (MDR, Redaktion Geschichte und Dokumentationen), Simon Witter (Footage Archive / Licensing, British Pathé Ltd.), Petra Gruber (Leiterin Senderkooperation 3sat und ARTE, ORF / 3sat / ARTE), Dr. Nikolaus Wostry (Filmarchiv Österreich) und Käte Schaeffer (Akquise, ARSENAL Filmverleih GmbH).

 

DOK.series Award

MEMORY WARS
Hendrik Löbbert, Erik Winker, Daniela Dieterich


Serielle Erzählformate boomen. Der DOK.series Award reagiert seit 2021 auf diesen Trend. Er wird für spannende serielle Konzepte verliehen und ist deutschlandweit einzigartig. Die diesjährigen Gewinner.innen sind Hendrik Löbbert (Regie), Erik Winker und Daniela Dieterich (Produktion) mit ihrem Projekt MEMORY WARS über das Phänomen falscher Erinnerungen nach einer traumatischen Erfahrung. Der Preis wird gestiftet von TELLUX-Film und megaherz und ist mit 2.500 Euro dotiert.

Die vierteilige Mini-Serie begleitet die Psychologin Elizabeth Loftus, die seit Jahrzehnten als Advokatin für Persönlichkeiten wie Ted Bundy, Michael Jackson und Harvey Weinstein tätig ist und die den Wahrheitsgehalt der Erinnerungen der Ankläger.innen infrage stellt. In vier Folgen werden jeweils verschiedene Perspektiven der Wahrheit beleuchtet.

Aus der Jurybegründung: „Der exklusive Zugang, den das Team um den Regisseur Hendrik Löbbert in den letzten sieben Jahren zu Elizabeth Loftus erarbeitet hat, ist faszinierend und macht absolut neugierig. In der projektierten vierteiligen Miniserie wird anhand der intensiven Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit, dem Schaffen und der Welt der Hauptprotagonistin klar, in welch immensem Spannungsfeld Wahrheit verhandelt wird. Die Dokuserie hat aus unserer Sicht das Potenzial, Diskurse anzustoßen und das Publikum aus der Komfortzone zu holen.“ 

Die Jury bildeten Felix Kempter (Executive Producer, Redakteur Sky Original Documentaries, Sky Deutschland), Siegfried Steinleicher (Redakteur, ORF, Redaktion Kultur Dokumentarfilm), Julia Leeb (Journalistin), Julia Weber (Global Screen) und Gülseren Ölcüm (ZDF).

 

DOK.edit Award – presented by Adobe

DAUGHTERS
Åsa Mossberg, Line Schou


Zum zweiten Mal wurde ein Preis verliehen, der die Arbeit der Editor.innen von Dokumentarfilmen würdigt: der mit 5.000 Euro dotierte DOK.edit Award – presented by Adobe. Ausgezeichnet wurden Åsa Mossberg und Line Schou für die Montage des schwedischen Films DAUGHTERS. Die Regisseurin Jenifer Malmqvist begleitete drei Schwestern, die den Suizid ihrer Mutter betrauern und verarbeiten. Die Langzeitbeobachtung setzt ein Jahr nach dem schrecklichen Ereignis ein, die jüngste der Schwestern ist da gerade acht Jahre alt. Der Film folgt den Mädchen ein Jahrzehnt, bis ins junge Erwachsenenalter, und beobachtet, wie sie trauern, erinnern, ihr Trauma reflektieren und über das Unaussprechbare reden: den Suizid eines Elternteils. Entstanden ist ein einzigartiger Blick auf ein gesellschaftliches Tabu. Die beiden Editorinnen haben mit ihrer Leistung entscheidend dazu beigetragen.

Aus der Jurybegründung: Åsa Mossberg und Line Schou ist es gelungen, die verschiedenen Phasen der Verarbeitung dieser schmerzhaften Erfahrung zu einem fließenden Ganzen zu verweben. Wie können wir erklären, was unerklärlich scheint? Wie lässt sich fühlen, was fast vergessen ist – wie erkunden, was langsam in der Dunkelheit verschwindet? Die Montage bringt uns diese traumatischen Erinnerungen mit großem Respekt und Feingefühl nahe und nimmt uns für die Dauer des Films mit auf diese Reise, auch wenn der Prozess ein lebenslanger bleiben wird.“

Die Jury bildeten Beatrice Babin (Professorin Lehrstuhl Montage an der Hochschule für Fernsehen und Film München), Georg Michael Fischer (Filmeditor) und Ulrike Tortora (Editorin und Dozentin an der HFF München). 

 

Mentoring und Festival Awards

DAE Talent Award: I LOOK LIKE MY MOTHER von Amina Maher (Regie), Lorena Junghans, Fabian Altenried und Sophie Ahrens (Produktion)
und eine lobende Erwähnung für IT WAS RAINING AND THEN I REMEMBERED IT WAS THE DAY OF FIERY MARY von Branislav Jankic (Regie) und Jelena Angelovski (Produktion)

Doc Around Europe Award: 
DocsBarcelona: PLATO'S CAVE von Valerie von Kittlitz (Regie) und Alex Tondowski (Produktion)
FIPADOC: I USED TO BE THE MAYOR von Alexander Sussmann (Regie), Laszlo Josza und Karoline Henkel (Produktion)

Nebulae Project Selection AwardI DON'T WANT TO BE JUST A MEMORY von Sarnt Utamachote (Regie und Produktion), Klaus Salminen (Produktion), Braulio Bandeira und Kei Watanabe (Komposition)

Sunny Side of the Doc AwardPOWER AS PATHOLOGY von Sarita West (Regie), Rob Waugh (Komposition) und Gregg Mitman (Produktion)