VINCENT VAN GOGH - DER WEG NACH COURRIÈRES

D 1989 – Regie: Christoph Hübner, Gabriele Voss – Originalfassung: Deutsch – Länge: 93 min.

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  • So., 07.05.06
    12.00
    Pinakothek der Moderne
    OF

Ein Film über den Weg van Goghs vom Arbeiterpriester zum Maler. Keine "Sensationen eines Lebens" mit abgeschnittenem Ohr und Selbstmord in Auvers, sondern drei Episoden aus der frühen Zeit van Goghs, basierend auf Originalbriefen und Berichten von Zeitgenossen. Zugleich eine Reise durch die Gegenwart der Landschaften und Orte, an denen sich van Gogh einst aufgehalten hat. Ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, ein Spielfilm ohne Schauspieler.

Borinage 1878 bis 1880. Van Gogh, als Laienprediger von der Kirche nicht beschäftigt, durchlebt eine Zeit größter existenzieller Not. Er unternimmt eine Fußwanderung nach Courrières in Nordfrankreich, um einen von ihm bewunderten Maler zu besuchen. Auf dem Weg fällt er eine Entscheidung: "... ich nehme den Bleistift wieder zur Hand". 1883 kommt van Gogh in die holländische Moorprovinz Drenthe, nachdem Studium und Liebe gescheitert sind. Er sucht die Einsamkeit. Geldnot treibt ihn zurück ins Elternhaus nach Nuenen/Brabant. Hier kann er sich seiner Malerei widmen. 1885 geht er über Antwerpen nach Paris, wo der bekanntere Teil seiner Biografie beginnt - hier endet der Film.

Hinweis: Montag, 08. Mai, 15.00 Filmmuseum, läuft Gabriele Voss' neuer Film Schnitte in Raum und Zeit mit anschließendem Gespräch und Buchvorstellung.

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"Borinage - zu van Goghs Zeiten arbeiteten Tausende in den Zechen der Borinage, die wegen ihrer schlechten Arbeitsbedingungen und vieler Unfälle gefürchtet sind. Heute gibt es keine einzige Zeche mehr. Jeder dritte ist ohne Arbeit - das Elend der Borinage ist geblieben.

Drenthe - wo früher Moor war, finden sich heute ausgedehnte Maisfelder und Kartoffeläcker. Nur im südöstlichen Winkel von Drenthe, zur deutschen Grenze hiSn, gibt es heute noch ein paar Moorfelder, die noch ausgebeutet werden.

Nuenen - heute eher ein Vorort der benachbarten Großstadt Eindhoven. Hausweberei wie zu Zeiten van Goghs gibt es nicht mehr. Geblieben sind zwei mechanische Webereien in der näheren Umgebung und Landwirtschaft. Maisanbau, Milchviehhaltung und Schweinemast - alles im industriellen Maßstab.

In schwierigen Zeiten und Zeiten des Zweifels sucht man nach historischen Parallelen. Drei Jahre Filmarbeit in einer Zechensiedlung des Ruhrgebietes hatten viele Fragen zurückgelassen. In dieser Situation begegneten die Filmemacher den Briefen wieder, die van Gogh - hundert Jahre zuvor - aus der Borinage an seinen Bruder Theo geschrieben hatte. Es war, als schreibe einer über heutige Erfahrungen. Daraus entstand die Idee dieses Films.

1985 / 86 gab es die ersten Konzepte, basierend auf etwa 100 Briefen aus den Jahren 1878 bis 1885. Van Gogh schrieb Zeit seines Lebens mehr als 600 Briefe, vorwiegend an seinen Bruder Theo, der als Angestellter der Kunsthandlung Goupil & Co. in Paris arbeitete und seinen Bruder regelmäßig finanziell unterstützte. Die Briefe, die Theo seinerzeit an Vincent schrieb, gelten - mit wenigen Ausnahmen - als verloren. Etwa 25 der Briefe, die Vincent aus der Borinage, aus Drenthe und aus Nuenen an seinen Bruder Theo schrieb, bilden die "Handlung" des Films.

Die Recherchen führten in die Borinage, Drenthe und nach Nuenen, aber auch nach Südfrankreich und in die Van-Gogh-Museen in Otterlo und Amsterdam. Motive und mögliche Szenen wurden bei diesen Recherchen mit der Videokamera festgehalten und später zu Entwürfen und filmischen Skizzen probeweise montiert. Es ging dabei nicht um die Dokumentation einer beliebigen Künstlerbiografie. Durch die Aktualität all dessen, was van Gogh vor mehr als hundert Jahren an seinen Bruder Theo schrieb, gewann der Film seine Form."

Christoph Hübner / Gabriele Voss

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Regie CHRISTOPH HÜBNER, geb. 1948 in Heidelberg. Jurastudium, dann Studium an der Filmhochschule München, seit 1975 überwiegend dokumentarische Filme, von Zeit zu Zeit Texte und Fotos. GABRIELE VOSS, geb. 1948 in Hagen, Studium in Heidelberg und München. Promotion Dr. phil., seit 1975 Filmarbeiten mit Christoph Hübner.

Filme (Auswahl) GEMEINSAM Huckinger März (1974), Vom Alltag einer Krise (1975), Lebensgeschichte des Bergarbeiters Alfons S. (1977/78), Zyklus: Prosper / Elbel (1979/83) , Die Vierte Generation (1980), Inmitten von Deutschland (1983/84), Zyklus: Menschen Im Ruhrgebiet (seit 1985), Vincent van Gogh - Der Weg nach Courrières (1987/89), Anna Zeit Land (1990/93), Prosper Ebel II (1996/97), Die Champions (1999-2003)

Siehe auch Schnitte in Raum und Zeit, Seite XXX

Autor*in: Christoph Hübner, Gabriele Voss. Kamera: Werner Kubny, Christoph Hübner. Ton: Wolfgang Wirtz. Schnitt: Gabriele Voss. Musik: Olivier Messiaen. Produktion: Christoph Hübner Filmproduktion. Produzent*in: Christoph Hübner. Vertrieb: Real Fiction Filmverleih.

BEST.DOKS 2006 2006
  • So., 07.05.06
    12.00
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